Heizenergie sparen, ohne zu frieren?
Fachartikel HEV

Heizenergie sparen, ohne zu frieren?

    Heizsaison – Der Energieverbrauch vieler älterer Häuser in der Schweiz entspricht nicht den heute geltenden Standards. Eine Optimierung ist aber häufig auch bei diesen Bestandesliegenschaften möglich.

     

     

    Mit dem Start der Heizsaison ist auch das Thema Energieverbrauch stärker in den Vordergrund gerückt. Alles spricht heute von «Minergie» oder «Nullenergie», und es entsteht manchmal fast der Eindruck, dass Häuser heute kaum mehr Energie verbrauchen. Tatsache ist aber, dass noch immer ein Grossteil des schweizerischen Gebäudebestands aus Häusern in unsaniertem und damit energetisch nicht optimalem Erstellungszustand besteht.
    Was Eigentümer von Altliegenschaften oft nicht wissen: Der Heizenergieverbrauch kann auch bei ihren Häusern bereits vor einer zeit- und kostenintensiven Gesamtsanierung spürbar gesenkt werden. Es gibt dabei drei grundsätzliche Ansatzpunkte:

    • Optimierung der aktuellen technischen Einstellungen des Heizsystems und Sicherstellung einer regelmässigen und korrekten Systemwartung
    • Anpassung des Nutzerverhaltens
    • Durchführung einfacher baulicher Erneuerungs- und Ergänzungsmassnahmen

     

    TECHNISCHE EINSTELLUNGEN
    Für einen effizienten Energieeinsatz sind optimale technische Einstellungen entscheidend. Achten Sie z. B. auf eine Differenzierung der Raumtemperaturen. Regulieren Sie die Wärme nicht durch das Öffnen der Fenster, sondern durch die korrekte Einstellung der thermostatischen Heizkörperventile. Als übliche Richtraumtemperatur gilt 20–22°C in Wohnräumen, ca. 23°C in Badezimmern und 18–20°C in Schlafzimmern. In Nebenräumen sind 15–17°C ausreichend. Die Behaglichkeit wird selbstverständlich individuell unterschiedlich empfunden – Fakt ist jedoch, dass sich mit jedem Grad tieferer Raumtemperatur der Energiebedarf um ca. sechs Prozent senken lässt.
    Eine Beheizung rund um die Uhr ist nicht notwendig. Empfehlenswert ist daher eine Optimierung der Betriebszeiten Ihrer Heizung, d. h. es ist ein reduzierter Betrieb während der Nacht und bei längerer Abwesenheit (Ferien u. a.) vorzusehen. Senken Sie dabei die Raumtemperatur etwa eine Stunde vor Nachtruhe bis eine Stunde vor dem Aufstehen um ca. 5°C. Im Sommer ist das Heizsystem vollständig ausser Betrieb zu nehmen oder, im Falle eines in die Wärmeerzeugung integrierten Boilers, auf Sommerbetrieb umzuschalten. Lohnenswert ist auch eine Überprüfung der eingestellten Warmwassertemperatur. Heisser als 55–60°C sollte Ihr Warmwasser nicht sein, aus hygienischen Gründen (Legionellengefahr) aber auch nicht kälter. Prüfen Sie am Thermometer Ihres Boilers oder an der Steuerung Ihres Heizsystems die gemessene Temperatur. Während des Betriebs der Heizungsanlage setzen sich Schmutzpartikel ab, welche die Brennerleistung und Wärmeübertragung beeinflussen. Daher erhält regelmässige Wartung die Betriebssicherheit und den Wirkungsgrad der Anlage. Heizungen sollten zudem regelmässig entlüftet werden, damit sie optimal funktionieren.

     

    NUTZERVERHALTEN
    Auch das Nutzerverhalten und die Komfortansprüche der Bewohner können für den Energieverbrauch entscheidend sein: Vermeiden Sie ein Abdecken der Heizkörper. Durch lange Vorhänge, Möbel oder Verkleidungen verschlechtert sich deren Wärmeabgabe. Ständig gekippte Fenster führen kaum zu einem nennenswerten Luftwechsel, kühlen jedoch die Räume unnötig aus. Viel besser ist regelmässiges (zwei bis drei Mal täglich für ca. fünf Minuten) kurzes Stosslüften mit weit geöffneten Fenstern. Richtiges Lüften ist keine Energieverschwendung und zudem wichtig für Ihre Gesundheit, wie auch für die Bausubstanz. Schliessen Sie zudem in der kalten Jahreszeit Ihre Storen und Rollläden während der Nachtstunden, da dies Wärmeverluste über die Fenster verringert. Falls Sie ein Cheminée besitzen, achten Sie nach Benutzung darauf, dass die Frischluftklappen und der Kaminzug geschlossen sind.

     

    ERNEUERUNGSMASSNAHMEN
    Letztlich bieten sich einfache, gezielte Erneuerungsmassnahmen, welche mit nur geringer Kostenfolge im Rahmen des normalen Unterhalts durchgeführt werden können: Thermostatventile an den Heizkörpern halten die Temperatur in jedem Raum automatisch auf dem gewünschten, nutzungsgerechten Niveau. Nebst der Komfortsteigerung kann damit der Verbrauch um bis zu zwanzig Prozent gesenkt werden. Vielfach sind Heizleitungen an der Decke des unbeheizten Kellers noch ungedämmt und beheizen so unnötigerweise diese Räume. Diese Massnahmen lassen sich auch nachträglich leicht umsetzen und sind in der Regel entsprechend schnell amortisiert. Besonders in Altbauwohnungen sind die Nischen hinter Heizkörpern oft dünn und ungedämmt. Dort kann die Wärme sehr leicht entweichen. Mit speziellen Dämmmassnahmen hinter den Heizkörpern können diese Wärmeverluste verringert werden. Lohnenswert kann auch ein allfälliger Ersatz der Tür und Fensterdichtungen sein. Oft ist es auch möglich, gewisse Bauteile, wie z. B. einen Estrichboden oder eine Kellerdecke, mit im Verhältnis zur erzielten Energieeinsparung geringem Aufwand zu dämmen.
    Grundsätzlich gilt, dass ein Gebäude die aufgewendete Heizenergie vor allem über die sogenannte Aussenhülle verliert, d. h. über die Aussenwände, das Dach sowie die Fenster und Türen. Je besser diese Elemente gedämmt sind, umso geringer sind die Wärmeverluste. Grössere Einsparungen lassen sich somit nur mit umfassenden Sanierungsmassnahmen an diesen Elementen erzielen. Entsprechende Schritte sollten aber unbedingt aufeinander abgestimmt und im Rahmen eines Gesamtkonzepts durchgeführt werden.
    Text: Pascal Lutz

     

    Fachartikel als PDF: HEV 22/2013

    Fachartikel HEV

    Heizenergie sparen, ohne zu frieren?

      Heizsaison – Der Energieverbrauch vieler älterer Häuser in der Schweiz entspricht nicht den heute geltenden Standards. Eine Optimierung ist aber häufig auch bei diesen Bestandesliegenschaften möglich.

       

       

      Mit dem Start der Heizsaison ist auch das Thema Energieverbrauch stärker in den Vordergrund gerückt. Alles spricht heute von «Minergie» oder «Nullenergie», und es entsteht manchmal fast der Eindruck, dass Häuser heute kaum mehr Energie verbrauchen. Tatsache ist aber, dass noch immer ein Grossteil des schweizerischen Gebäudebestands aus Häusern in unsaniertem und damit energetisch nicht optimalem Erstellungszustand besteht.
      Was Eigentümer von Altliegenschaften oft nicht wissen: Der Heizenergieverbrauch kann auch bei ihren Häusern bereits vor einer zeit- und kostenintensiven Gesamtsanierung spürbar gesenkt werden. Es gibt dabei drei grundsätzliche Ansatzpunkte:

      • Optimierung der aktuellen technischen Einstellungen des Heizsystems und Sicherstellung einer regelmässigen und korrekten Systemwartung
      • Anpassung des Nutzerverhaltens
      • Durchführung einfacher baulicher Erneuerungs- und Ergänzungsmassnahmen

       

      TECHNISCHE EINSTELLUNGEN
      Für einen effizienten Energieeinsatz sind optimale technische Einstellungen entscheidend. Achten Sie z. B. auf eine Differenzierung der Raumtemperaturen. Regulieren Sie die Wärme nicht durch das Öffnen der Fenster, sondern durch die korrekte Einstellung der thermostatischen Heizkörperventile. Als übliche Richtraumtemperatur gilt 20–22°C in Wohnräumen, ca. 23°C in Badezimmern und 18–20°C in Schlafzimmern. In Nebenräumen sind 15–17°C ausreichend. Die Behaglichkeit wird selbstverständlich individuell unterschiedlich empfunden – Fakt ist jedoch, dass sich mit jedem Grad tieferer Raumtemperatur der Energiebedarf um ca. sechs Prozent senken lässt.
      Eine Beheizung rund um die Uhr ist nicht notwendig. Empfehlenswert ist daher eine Optimierung der Betriebszeiten Ihrer Heizung, d. h. es ist ein reduzierter Betrieb während der Nacht und bei längerer Abwesenheit (Ferien u. a.) vorzusehen. Senken Sie dabei die Raumtemperatur etwa eine Stunde vor Nachtruhe bis eine Stunde vor dem Aufstehen um ca. 5°C. Im Sommer ist das Heizsystem vollständig ausser Betrieb zu nehmen oder, im Falle eines in die Wärmeerzeugung integrierten Boilers, auf Sommerbetrieb umzuschalten. Lohnenswert ist auch eine Überprüfung der eingestellten Warmwassertemperatur. Heisser als 55–60°C sollte Ihr Warmwasser nicht sein, aus hygienischen Gründen (Legionellengefahr) aber auch nicht kälter. Prüfen Sie am Thermometer Ihres Boilers oder an der Steuerung Ihres Heizsystems die gemessene Temperatur. Während des Betriebs der Heizungsanlage setzen sich Schmutzpartikel ab, welche die Brennerleistung und Wärmeübertragung beeinflussen. Daher erhält regelmässige Wartung die Betriebssicherheit und den Wirkungsgrad der Anlage. Heizungen sollten zudem regelmässig entlüftet werden, damit sie optimal funktionieren.

       

      NUTZERVERHALTEN
      Auch das Nutzerverhalten und die Komfortansprüche der Bewohner können für den Energieverbrauch entscheidend sein: Vermeiden Sie ein Abdecken der Heizkörper. Durch lange Vorhänge, Möbel oder Verkleidungen verschlechtert sich deren Wärmeabgabe. Ständig gekippte Fenster führen kaum zu einem nennenswerten Luftwechsel, kühlen jedoch die Räume unnötig aus. Viel besser ist regelmässiges (zwei bis drei Mal täglich für ca. fünf Minuten) kurzes Stosslüften mit weit geöffneten Fenstern. Richtiges Lüften ist keine Energieverschwendung und zudem wichtig für Ihre Gesundheit, wie auch für die Bausubstanz. Schliessen Sie zudem in der kalten Jahreszeit Ihre Storen und Rollläden während der Nachtstunden, da dies Wärmeverluste über die Fenster verringert. Falls Sie ein Cheminée besitzen, achten Sie nach Benutzung darauf, dass die Frischluftklappen und der Kaminzug geschlossen sind.

       

      ERNEUERUNGSMASSNAHMEN
      Letztlich bieten sich einfache, gezielte Erneuerungsmassnahmen, welche mit nur geringer Kostenfolge im Rahmen des normalen Unterhalts durchgeführt werden können: Thermostatventile an den Heizkörpern halten die Temperatur in jedem Raum automatisch auf dem gewünschten, nutzungsgerechten Niveau. Nebst der Komfortsteigerung kann damit der Verbrauch um bis zu zwanzig Prozent gesenkt werden. Vielfach sind Heizleitungen an der Decke des unbeheizten Kellers noch ungedämmt und beheizen so unnötigerweise diese Räume. Diese Massnahmen lassen sich auch nachträglich leicht umsetzen und sind in der Regel entsprechend schnell amortisiert. Besonders in Altbauwohnungen sind die Nischen hinter Heizkörpern oft dünn und ungedämmt. Dort kann die Wärme sehr leicht entweichen. Mit speziellen Dämmmassnahmen hinter den Heizkörpern können diese Wärmeverluste verringert werden. Lohnenswert kann auch ein allfälliger Ersatz der Tür und Fensterdichtungen sein. Oft ist es auch möglich, gewisse Bauteile, wie z. B. einen Estrichboden oder eine Kellerdecke, mit im Verhältnis zur erzielten Energieeinsparung geringem Aufwand zu dämmen.
      Grundsätzlich gilt, dass ein Gebäude die aufgewendete Heizenergie vor allem über die sogenannte Aussenhülle verliert, d. h. über die Aussenwände, das Dach sowie die Fenster und Türen. Je besser diese Elemente gedämmt sind, umso geringer sind die Wärmeverluste. Grössere Einsparungen lassen sich somit nur mit umfassenden Sanierungsmassnahmen an diesen Elementen erzielen. Entsprechende Schritte sollten aber unbedingt aufeinander abgestimmt und im Rahmen eines Gesamtkonzepts durchgeführt werden.
      Text: Pascal Lutz

       

      Fachartikel als PDF: HEV 22/2013